Die gesunde Beleuchtung

Februar 2008 | Leben & Arbeiten

Mehr Wohlgefinden mit dem richtigen Licht
 
Egal, ob es von der Sonne, von der Leuchtstoffröhre an der Decke oder von der Kerze auf dem Tisch kommt: Licht beeinflusst uns und unsere körperliche wie seelische Gesundheit stärker als wir glauben. Gewusst wie, können wir uns diesen Einfluss ganz gezielt zunutze machen.
Einer, der sich auskennt, wenn es um Licht geht, ist der Wiener Licht-Wissenschaftler und Licht-Farb-Designer Prof. Mag.art Karl Albert Fischer, emeritierter Universitätslektor, Mitbegründer des Österreichischen Instituts für Baubiologie sowie Gründer und Leiter des Österreichischen Instituts für Licht und Farbe.
 
Von Mag. Sabine Stehrer

Welches Licht gut für uns und unsere Gesundheit ist? „Das beste Licht für den Menschen ist das Sonnenlicht“, sagt Prof. Fischer. „Wenn die Sonne vom Himmel strahlt, und wir uns im Freien aufhalten können, fühlen wir uns ja auch meistens wohl, und es geht uns psychisch und physisch gut.“ Vorausgesetzt natürlich, man hütet sich vor exzessiven Sonnenbädern.

Bei der Wahl des optimalen Lichts für Innenräume lautet Fischers Regel Nummer eins daher klarerweise: „Künstliches Licht ist dann gutes Licht, wenn es dem Sonnenlicht ähnlich ist.“ Wobei mit Ähnlichkeit nicht die Stärke der Beleuchtung gemeint ist, denn da könnte künstliches Licht mit seinen maximal 800 Lux dem Sonnenlicht, das mit bis zu 100.000 Lux auf uns strahlt, ohnedies nie auch nur nahe kommen. Wichtig sei vielmehr, dass das künstliche Licht in seiner spektralen Zusammensetzung den natürlichen Wellenlängen der Sonne entspreche, sagt Fischer. „Diese Kriterien erfüllen Lampen, die wirklich glühen, wie die gute alte Glühbirne, aber auch die Halogenglühlampe.“

Lichtinseln für jede Tageszeit
Worauf sollten wir noch achten, wenn es darum geht, das Licht zu wählen, das uns und ­unserer Gesundheit gut tut? Fischer: „Der menschliche Körper ist seit Millionen Jahren daran gewöhnt, dass das natürliche Licht im täglichen Verlauf die Farbe, die Stärke und den Einfallswinkel wechselt. Diese Rhythmen lassen sich mit den künstlichen Lichtquellen nachahmen.“ Regel Nummer zwei heißt daher: Man wähle nie kaltweißes Licht, sondern installiere wärmere Lichtfarben. Idealerweise passe man das Licht auch in seiner Farbe und Helligkeit dem Tageslauf an: Dimmer sind angesagt. Fischer: „Gut wäre, in der Früh ein weiches rötliches Morgenlicht zu simulieren, mittags kühle Tageshelle und später die goldene Nachmittagssonne.“

Um dem Bedarf nach unterschiedlichen Einfallswinkeln nachkommen zu können, sollte nie ein einziges Licht den gesamten Raum gleichmäßig erhellen. „Der Mensch braucht so genannte Lichtinseln, am besten zwei, drei pro Zimmer, die von jeweils eigenen Lichtquellen beleuchtet werden“, sagt Fischer. Auf solche Lichtzonen bezieht sich auch die dritte allgemeingültige Licht-Regel des Licht-Experten: „Untertags sollte die Lichtinsel, in der wir uns aufhalten, auf jeden Fall sehr hell sein, denn nur bei hellem Licht kann unser Körper ausreichend Serotonin bilden.“ Dieses Glückshormon sorgt nicht nur dafür, dass es uns gut geht, sondern es bewirkt auch, dass wir nachts genug Melatonin bilden können, also jenes Hormon, das uns gut schlafen lässt.

Lichtquellen für jeden Raum
Welches Licht am besten für uns ist, hängt davon ab, wofür wir es benötigen. Licht-Experte Fischer: „Im Büro brauchen wir sicher eine andere Beleuchtung als im Wohnzimmer oder im Essbereich.“ Hier seine Tipps:

Im Büro oder Arbeitszimmer sorgen Leuchtstoffröhren an der Decke nur teilweise für gute Licht-Blicke, da sie kein Farbspektrum und keine Sonnen-ähnlichen Wellenlängen haben. Man kann zu den Röhren aber Glühlampen installieren und mit einem zusätzlichen Licht dafür sorgen, dass die Decke leuchtet wie das Firmament. Unbedingt zu vermeiden sind flache Einbau-Deckenleuchten. Damit bleibt die Decke finster, und die Leuchten tun nichts anderes, als aus der Decke heraus zu blenden.

In einem Wohnzimmer, in dem viel ferngesehen wird, installiert man idealerweise in der Nähe des Fernsehers eine Wandleuchte, oder man stellt zumindest eine Lampe auf das Gerät. Denn dann blicken wir nicht nur in die Helle des Schirms, sondern in einen größeren erhellten Bereich rund um den Fernseher und die Augen ermüden nicht so rasch. Wenn auf der Couch gelesen wird, schalten wir am besten auch mehr als nur ein Licht ein. Eventuell die Stehlampe neben dem Sitzplatz, um eine Lichtinsel zu schaffen und die Wandleuchte beim Fernseher, um einen größeren erhellten Bereich zu haben und wach zu bleiben. „Wenn das Wohnzimmer auch ein Treffpunkt der Wohnungsbewohner ist, könnte man für eine Lampe einen Lampenschirm anschaffen, der das Licht gelblich, rötlich oder zartgrün durchscheinen lässt“, sagt Fischer. „Das sorgt für ein Gefühl der Harmonie, für Beruhigung, Entspannung, Gelassenheit.“

Im Essbereich empfehlenswert ist, eine verstellbare Leuchte oberhalb der Esstischmitte zu installieren, so tief, dass sie nicht blendet. Braucht man einen Wechsel des Licht-Einfallswinkels, kann sie hinaufgezogen werden. Gute Lichtfarben für eine angenehme und entspannte Atmosphäre beim Essen sind beige und gelb.

Im Kinderzimmer ist es optimal, mehrere Lichtinseln in sanften Pastellfarben zu schaffen. Das beruhigt, macht aber gleichzeitig kreativ und regt die Fantasie an.

Im Schlafzimmer gilt: Wer abends gern noch im Bett liest und nicht nach ein paar Seiten einschlafen möchte, sollte durch einen breiteren Schirm oder durch Mehrfachlichter ein größeres Umgebungslicht schaffen. Nur ein stark gebündeltes Licht macht die Augen und uns insgesamt rasch müde. Wer eher damit zu kämpfen hat, ein- und durchschlafen zu können, der kann das zweite Licht weglassen und für den Nachttisch ein Licht in einem orangefarbenen oder rötlichen Ton wählen, denn je mehr Rot vorhanden ist, desto weniger wird das Schlafhormon Melatonin an seiner abendlich-nächtlichen Entstehung gehindert, und desto besser schlafen wir ein und durch.

 

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Mehr Licht!
Mit Helligkeit Beschwerden lindern

Auch wenn das künstliche Licht und die Beleuchtung noch so gut gewählt sind: „Man kann davon ausgehen, dass wir alle zumindest in der kalten Jahreszeit zu wenig Licht bekommen, weil in dieser Zeit die Tage kurz sind und wir uns zu wenig im Freien aufhalten“, sagt die Wiener Fachärztin für Orthopädie und Ganzheitsmedizinerin Dr. Astrid Reitinger. Ihre Empfehlung lautet daher, sich zumindest zu Zeiten der kurzen Tage am Arbeitsplatz und auch zu Hause zusätzlich von Licht aus Tageslichtlampen aus dem Fachhandel bestrahlen zu lassen. Dr. Reitinger: „Außerdem sollte man einmal wöchentlich in eine Infrarotkabine oder in eine Sauna mit Farblichtleuchten gehen und auf der nackten Haut die Kraft des Lichts und der Farben genießen, die von den Leuchten ausgehen.“ Diese Formen der Lichttherapie tun jedem gut. „Sie tragen dazu bei, die Gesundheit zu erhalten, indem sie verschiedenen Beschwerden vorbeugen und bestehende gesundheitliche Probleme beheben, die aufgrund von Lichtmangel entstehen“, sagt Dr. Reitinger. Auf Lichtmangel zurückzuführen ist zum Beispiel ein Serotoninmangel, der depressive Verstimmungen und Depressionen sowie Schlafstörungen verursachen kann. Lichtmangel verursacht auch einen Vitamin-D-Mangel, der das Immunsystem schwächen und die Entstehung von Osteoporose begünstigen kann.

Info-Tipp www.lichtundfarbe.at
      

 

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