Männergesundheit

Wirksame Lösung bei Erektionsstörungen?

Schwellkörperimplantate – auch als Penisprothesen bekannt – bieten eine effektive Behandlungsoption bei schweren Erektionsstörungen. Wie der Schwellkörperersatz funktioniert, wer von der Therapie profitieren kann und wie sich dadurch die Lebensqualität von Betroffenen verbessern lässt.

Von Natascha Gazzari

Dr. Franklin E. Kuehhas
„Eine Operation ist immer die letzte Option, wenn andere 
Behandlungsoptionen ausgeschöpft sind.“
www.dr-kuehhas.at

Erektionsstörungen, auch bekannt als erektile Dysfunktion, können Männer jeden Alters betreffen. Aus Scham und Unsicherheit versuchen Betroffene oft lange Zeit, allein damit zurechtzukommen – was die Belastung häufig noch verstärkt. Dabei bietet die moderne Medizin für jedes Stadium erektiler Dysfunktion eine Lösung, weiß der Wiener Androloge und Sexualmediziner, Dr. Franklin E. Kuehhas, FECSM: „Am wichtigsten ist es, herauszufinden, wo die Ursache des Problems liegt, um dann den richtigen Therapieansatz zu wählen.“ Wer unter Erektionsstörungen leidet, sollte daher frühzeitig zum Arzt gehen und das Problem ausführlich und ohne falsche Scham besprechen. Häufig können Erektionsstörungen mit Wirkstoffen aus der Gruppe der PDE-5-Hemmer, Prostaglandin-Injektionen oder Vakuumpumpen erfolgreich behandelt werden. In weit fortgeschrittenen Stadien der erektilen Dysfunktion können konservative Behandlungsmethoden an ihre Grenzen stoßen. Spricht keine Therapie mehr an, spricht man von einer therapieresistenten erektilen Dysfunktion.

„Penisprothese“ als Lichtblick

Eine Penisprothese kann für Männer mit einer therapieresistenten erektilen Dysfunktion eine wirksame Lösung ihres belastenden Problems sein. „Studien zeigen, dass die Zufriedenheitsrate unter Patienten, denen ein Schwellkörperersatz implantiert wurde, mit bis zu 98 Prozent sehr hoch ist“, berichtet der Mediziner, der sich auf männliche Genitalchirurgie spezialisiert hat. Das Wort „Penisprothese“ mag vielleicht zunächst missverständlich und abschreckend klingen, doch eine Penisprothese ist keine Prothese im herkömmlichen Sinn: „Sie ersetzt nicht etwa den ganzen Penis, sondern lediglich die nicht mehr richtig funktionierenden Schwellkörper. Man spricht daher besser von einem Schwellkörperersatz bzw. einem Schwellkörperimplantat.“ Bei der Implantation werden die nicht mehr funktionstüchtigen Schwellkörper – also das Gewebe, das sich bei einer gesunden Erektion mit Blut füllt – entfernt und durch die Prothese ersetzt.

Wie funktioniert das Implantat?

Als Schwellkörperersatz kommen zwei Typen von Implantaten zum Einsatz. Meist werden hydraulische Penisprothesen implantiert, die den natürlichen Erektionsmechanismus imitieren und aus drei Teilen bestehen: „In den Penisschaft werden anstelle der Schwellkörper zwei Zylinder aus medizinischem Silikon eingesetzt, im Bauchraum des Patienten wird ein Flüssigkeitsreservoir untergebracht und im Hodensack eine kleine Pumpe ,versteckt‘. Alle drei Komponenten werden dann mit dünnen Schläuchen miteinander verbunden.“ Das Reservoir ist ein kleiner Ballon, der mit Kochsalzlösung gefüllt wird. Durch Betätigung der kleinen Pumpe im Hodensack wird die Flüssigkeit in die Zylinder gepumpt. Das Füllen der Zylinder bewirkt, dass sich der Penis aufrichtet und steif wird. „Durch dieses System kann eine natürliche und starke Erektion erlangt werden“, ergänzt Kuehhas. Nach dem Sex kann durch Betätigen der Pumpe die Kochsalz­lösung wieder zurück ins Reservoir fließen und die Erektion geht zurück. 

Seltener werden auch noch semirigide Penisprothesen implantiert. Sie bestehen aus halbstarren Stäbchen mit Silikonbeschichtung, die manuell „zurechtgebogen“ werden können, um eine Erektion zu erzeugen. „Bei dieser Art von Implantat bleibt das Glied immer gleich lang, dick und steif und wird daher in der Ruhephase einfach nach unten gebogen“, erklärt der Sexualmediziner.

Schwellkörperersatz im Alltag

Im Alltag gehen mit einem Schwellkörper­implantat so gut wie keine Einschränkungen einher: „Weder das Gefühlsleben noch die Orgasmus- oder die Ejakulationsfähigkeit werden durch die Prothese negativ beeinflusst. Einzig und allein die Standfestigkeit des Penis ändert sich zum Positiven.“ Dadurch, dass die Prothese in die Schwellkörper implantiert wird, ist sie für Außenstehende weder sichtbar noch erkennbar. In der Regel bleibt auch keine auffällige Narbe zurück. Selbst die Familienplanung muss nicht abgeschlossen sein, da durch das Implantat lediglich die verlorengegangene Erektionsfähigkeit ersetzt wird. „Sofern keine anderen Faktoren einen Strich durch die Rechnung machen, kann man also auch mit Penisprothese noch Vater werden“, sagt Kuehhas abschließend.


Wer trägt die Kosten?

Die Kosten für die Implantation einer Penisprothese inkl. Krankenhausaufenthalt liegen laut Kuehhas je nach Fall zwischen 16.000 und 25.000 Euro. In Österreich werden die Kosten in der Regel nicht von den Krankenkassen übernommen. In Sonderfällen ist jedoch eine gewisse Kostenerstattung durch die Krankenkasse möglich. In anderen europäischen Ländern kann ein Schwellkörperimplantat durch das öffentliche Gesundheitssystem gedeckt sein.


Fotos:  Bernhard Luck, istockphoto/Yodiyim

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