Mund & Zähne

Festsitzender Zahnersatz

Es gibt zahlreiche Ursachen für einen Zahnverlust. Und es gibt gute Gründe, die entstandene Lücke wieder zu schließen. Lesen Sie, welche Möglichkeiten eines festsitzenden Zahnersatzes zur Verfügung stehen.

von Mag. Wolfgang Bauer

Als Dr. Walter Keidel vor etwa 30 Jahren seine Tätigkeit als niedergelassener Zahnarzt in Grödig bei Salzburg begann, war noch Karies eine Hauptursache für Zahnverlust. „Wir haben kariöse Zähne mit diversen Füllungen bis hin zu Wurzelkanalbehandlungen therapiert, bis sie nicht mehr zu retten waren und gezogen werden mussten“, erinnert sich Keidel.
Heute sind immer mehr Menschen kariesfrei, allerdings treten zunehmend entzündliche Erkrankungen des Zahnhalteapparates in den Vordergrund, die sogenannte Parodontitis. Der damit einhergehende Zahnfleischrückgang führt zunächst zu einer Lockerung der Zähne, in weiterer Folge können sie verloren gehen. Auch Unfälle (etwa beim Sport) und Verletzungen, Gewalteinwirkung, Tumorerkrankungen, Mangelernährung und andere gesundheitliche Probleme können zum vorzeitigen Verlust eines Zahnes oder mehrerer Zähne führen.

Gesunde Balance herstellen
Welche Ursachen auch immer hinter einem Zahnverlust stecken: nach Ansicht von Walter Keidel ist es wichtig, die entstandene Lücke wieder zu schließen. Auch dann, wenn sie kaum oder gar nicht sichtbar ist. „Wir haben zwei Zahnreihen, um überall im Mund gleich gut beißen und die Nahrung gleichmäßig zerkleinern zu können. Und diese Aufgabe sollte unser Kausystem auch entsprechend gleichmäßig und ausgewogen erfüllen können“, sagt Keidel, der auch Präsident der Österreichischen Gesellschaft für Zahn-, Mund- und Kieferheilkunde (ÖGZMK) ist.
Denn wenn das sensible Kausystem auf Dauer nur einseitig belastet wird, kann dies – vor allem in Verbindung mit zu langem Sitzen vor dem Bildschirm – zu Verspannungen im Bereich des Nackens führen. Auch Kopfschmerzen oder Ohrgeräusche können auftreten. Die Muskulatur des Kauapparates steht nämlich in enger Verbindung mit den Muskeln des Nackens und der Wirbelsäule. Es kann auch vorkommen, dass die beiden Zähne vor und nach einer Lücke aufgrund des fehlenden Widerstands im Laufe der Zeit in eine Schieflage geraten. Daher Walter Keidels Empfehlung, für einen entsprechenden Zahnersatz zu sorgen. Ein lückenloses Gebiss ermöglicht darüber hinaus ein natürliches Lachen und Sprechen.
Grundsätzlich unterscheidet man zwei verschiedene Arten eines Zahnersatzes:

  • Festsitzender Zahnersatz: Brücken, Kronen, Implantate und dergleichen
  • Herausnehmbarer Zahnersatz: Teil- oder Ganzprothesen

Zahnkrone
„Kronen kommen zum Einsatz, wenn ein Zahn durch Karies oder durch eine Verletzung so geschädigt ist, dass er durch eine normale Zahnfüllung nicht mehr erhalten werden kann“, sagt Keidel. Eine Zahnkrone ist aus Metall, Keramik oder aus Kunststoff gefertigt. Zunächst werden die (z. B. durch Karies) geschädigten Teile des Zahnes entfernt, ein Abdruck für ein zahntechnisches Labor gemacht und eine provisorische Lösung eingebracht. In einer weiteren Sitzung wird die vom zahntechnischen Labor angefertigte Krone auf die verbliebene Zahnsubstanz geklebt, die sie umschließt und dadurch schützt. Die ursprüngliche Form und Funktion des Zahnes ist somit wiederhergestellt. Wird nur ein Teil abgedeckt, handelt es sich um eine Teilkrone, bei vollständiger Abdeckung spricht man von einer Vollkrone.
Eine Zahnkrone hat eine Haltedauer von mehreren Jahren, in manchen Fällen kann sie länger als 20 Jahre ihre Funktion erfüllen. Voraussetzung ist allerdings eine gute und regelmäßige Pflege, sprich zweimal täglich Zähneputzen und die Verwendung von Zahnseide oder einer entsprechenden Zwischenraumbürste für die Zahnzwischenräume. Und natürlich zweimal jährlich eine professionelle Mundhygiene sowie die Verwendung fluoridhaltiger Zahnpaste.

Stiftzahn
Auf dem gleichen Prinzip wie eine Krone basiert ein sogenannter Stiftzahn. Mit einem wesentlichen Unterschied: eine Krone wird einem vitalen Zahn aufgesetzt. Das heißt, dass der abgeschliffene Zahn noch über die kleinen Blutgefäße mit Nährstoffen versorgt wird. Auch die Nerven sind noch intakt. Wenn jedoch der Schaden am Zahn so groß ist, dass die Blutgefäße und die Nerven entfernt werden müssen (man spricht in diesem Fall von einer Wurzelkanalbehandlung), dann ist der Zahn nicht mehr vital. Dann kann man in dem nun hohlen Kanal einen Stift aus Keramik, Kunststoff oder Gold verankern und eine maßgefertigte Krone darauf setzen. „Es handelt sich beim Stiftzahn um eine Krone auf einem nicht mehr vitalen Zahn“, fasst Walter Keidel zusammen.

Brücke
Eine Lücke in einer Zahnreihe kann auch mit Hilfe einer Brücke geschlossen werden. Das ist ein Zahnersatz, der aus zwei Brückenpfeilern und einem Brückenkörper mit einem Zahn oder mehreren künstlichen Zähnen besteht. Vor dem Einbringen einer Brücke müssen die beiden Pfeiler präpariert bzw. beschliffen werden. Das sind jene beiden Zähne, die vor und hinter der Lücke liegen und die überkront werden. „Diese Pfeiler müssen frei von Karies, Zahnfleischtaschen und Entzündungen sein“, sagt Keidel. Sind sie das nicht, müssen sie zuerst saniert bzw. therapiert werden. Dann werden die Kronen draufgesetzt, der Brückenkörper mit den künstlichen Zähnen liegt auf dem Zahnfleisch auf.
Um gesunde Pfeiler-Zähne zu schonen, kann eine Brücke auch an die Pfeiler geklebt werden, was aber eher als Langzeit-Provisorium zu sehen ist. Wenn in einer Zahnreihe der letzte Zahn fehlt, werden die beiden Zähne vor der Lücke als Pfeiler benutzt und mit einer Krone versehen, sie halten dann sozusagen zu zweit den künstlichen letzten Zahn (was als Freiendbrücke bezeichnet wird). Brücken sind aus Metall oder Keramik, sie werden auf der Grundlage von Abdrücken, die der Zahnarzt macht, von einem Zahntechniker angefertigt. In einer weiteren Sitzung bringt sie der Zahnarzt ein.
„Moderne Brücken fühlen sich an wie eigene Zähne und sind auch genauso belastbar“, so Zahnarzt Keidel. Auch dieser Zahnersatz kann viele Jahre halten. Allerdings ist die Pflege aufwändiger als bei Kronen. Vor allem die Zone zwischen Brücke und Zahnfleisch muss sauber gehalten werden. Dazu dienen spezielle Bürsten oder eine Zahnseide mit einem versteiften Anfangsstück zum Durchfädeln unter der Brücke. Diese Zonen müssen täglich gereinigt werden, eine professionelle Mundhygiene – mindestens zweimal jährlich durchgeführt – rundet die Pflege ab.

Implantate
Eine Krone oder Brücke kann auch auf einem Implantat befestigt werden. Ein Implantat ist im Grunde ein Ersatz für eine fehlende Zahnwurzel, meist aus Titan oder Keramik. Es wird in einem operativen Eingriff, in der Regel in örtlicher Betäubung, in den Kieferknochen eingeschraubt. Das eingeheilte Implantat kann dann als Verankerung für eine Krone, Brücke oder auch für einen herausnehmbaren Zahnersatz in Form einer Prothese dienen.
Ein Implantat benötigt bestimmte Voraussetzungen. Um es im Kiefer verankern zu können, ist ein ausreichendes Knochenangebot nötig. Sollte Knochen fehlen, zum Beispiel nach langer Zahnlosigkeit, kann dieser in den meisten Fällen gleich während des Einbringens des Implantates wiederaufgebaut werden. Bei ausgedehnten Knochendefekten ist es manchmal jedoch nötig, den Knochen vor dem Setzen des Implantates aufzubauen.
Je nach Größe des Knochendefektes können für den Aufbau Knochenersatzmaterialien oder auch Eigenknochen verwendet werden. Dieser wird zum Beispiel während des Bohrvorganges gesammelt oder sehr schonend mittels Ultraschall-Technik aus dem hinteren Unterkiefer gewonnen. „Wichtig ist auch, dass die restlichen Zähne gesund sind. Liegen hier Entzündungen im Sinne einer Parodontitis vor, müssen diese vor der Implantation behandelt werden“, sagt Prof. DDr. Michael Payer, Präsident der Österreichischen Gesellschaft für Implantologie. Das Implantat heilt nach dem Setzen in der Regel innerhalb von zwei bis drei Monaten unter dem Zahnfleisch ein. Es wird dann freigelegt und für den Abdruck zur Herstellung der Kronen, Brücken oder Prothesenverankerung vorbereitet.
In ausgewählten Fällen – wenn ausreichend Knochen und Weichgewebe vorhanden ist – kann man Implantate sofort mit Kronen oder Brücken versorgen. Modernste 3D-Diagnostik und Behandlungsplanung sowie digitale Techniken zur Abdrucknahme und Herstellung der Versorgung nur wenige Stunden später erleichtern dieses Vorgehen. „Diese Sofort-Versorgungen erfordern aber sehr viel Erfahrung vom behandelnden Team und sind daher als komplexer und risikoreicher einzustufen“, so Payer.
Unabhängig davon, ob das Implantat sofort oder erst nach einer Einheilphase mit einer Brücke oder Krone versorgt worden ist – wichtig sind regelmäßige Kontrollen und die Nachsorge durch den Zahnarzt. Und natürlich eine sorgfältige Reinigung und Pflege durch den Patienten selbst. Wird das berücksichtigt, dann weisen Implantate eine jahrelange Haltbarkeit auf.

Foto: peter.schreiber.media

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