Mund & Zähne

Zahngesund durch die Wechseljahre

Warum die Wechseljahre die Zahngesundheit fordern und wie Sie Zähne und Zahnfleisch in dieser Phase optimal schützen, erklärt die Wiener Zahnärztin Dr. Noémi-Katalin Marković.

Von Natascha Gazzari

Dr. Noémi-Katalin Marković
www.drmarkovic.at

Wie machen sich die Wechseljahre im Mund bemerkbar?

Die Wechseljahre gehen mit einer Reihe von körperlichen und psychischen Beschwerden wie Hitzewallungen, nächtlichen Schweißausbrüchen oder Schlaf- und Stimmungsstörungen einher. In den Wechseljahren verändert sich jedoch auch das Gewebe im Mundraum. Die Beschwerden reichen häufig über das Missempfinden im Mund hinaus und beeinträchtigen in weiterer Folge auch die Nahrungsaufnahme. All das beeinträchtigt die Lebensqualität und kann sich negativ auf die psychische Gesundheit der Frau auswirken.

Was sind die häufigsten Probleme in den Bereichen Zähne und Zahnfleisch, mit denen Frauen im Wechsel zu tun haben?

Die hormonelle Umstellung verursacht vielfältige Beschwerden in der Mundhöhle. So beeinflusst der Östrogenmangel die Kalziumresorption im Mund: Es bleibt mehr Kalzium im Speichel und die Bildung von Zahnstein wird begünstigt. Hinzu kommt ein reduzierter Speichelfluss. Durch das Austrocknen der Schleimhäute können vermehrt Entzündungen des Zahnfleisches (Gingivitis) sowie des Zahnhalteapparates (Parodontitis) auftreten. Prothesendruckstellen, Verletzungen der Mundschleimhaut und sogar Pilzinfektionen sind bei Frauen in den Wechseljahren häufig zu beobachten. Außerdem können Autoimmun­erkrankungen wie etwa Lichen planus und Pemphigus vulgaris vermehrt auftreten. Diese chronisch entzündlichen und oft schmerzhaften Erkrankungen der Haut und der Schleimhäute werden nicht selten erstmals aufgrund von Symptomen in der Mundhöhle diagnostiziert.

Was versteht man unter dem Burning-Mouth-Syndrom?

Beim Burning-Mouth-Syndrom (BMS) leiden Betroffene an chronischem Brennen und berichten von einem wunden Gefühl – meist auf der Zunge oder am Gaumen –, obwohl keine Verletzungen im Mund ersichtlich sind. Diese Beschwerden treten täglich auf, dauern länger als zwei Stunden und über einen Zeitraum von mehr als drei Monaten an. Begleitet werden die Beschwerden von Geschmacksstörungen, Schluckbeschwerden und Mundtrockenheit. Am häufigsten sind davon Frauen zwischen 50 und 60 Jahren betroffen. Die Ursachen sind häufig komplex und von mehreren Faktoren abhängig. Systemische Erkrankungen wie Diabetes mellitus, ein Mangel an Vitamin B, Folsäure oder Eisen sowie Stress und Depressionen können die Entstehung des BMS begünstigen.

Wie sollte man die Mundpflege anpassen, um gesund durch diese Zeit des Umschwungs zu kommen?

Für die Erhaltung der Zahn- und Allgemeingesundheit sind regelmäßige Kontrolltermine bei der Zahnärztin, beim Zahnarzt – das heißt mindestens zwei Mal im Jahr – unverzichtbar. Eine professionelle Zahnreinigung, bei der man auch wertvolle Tipps für die tägliche Zahnpflege zuhause bekommt, sollte ebenfalls mindestens zweimal jährlich durchgeführt werden. Ich empfehle außerdem die Verwendung von Zahnpasten ohne Natrium- und SodiumLauryl-Sulfat, da diese die ohnehin schon sehr empfindlichen Schleimhäute zusätzlich reizen können. Von alkoholhaltigen Mundspülungen rate ich ab, Mundspülungen mit Hyaluronsäure hingegen können die Schleimhäute durchaus positiv beeinflussen.

Wie kann man die Zahngesundheit durch einen bewussten Lebensstil fördern?

Wichtig ist, die empfindlichen Schleimhäute nicht zusätzlichen Reizen auszusetzen. Auf scharfe und sehr saure Speisen sollten Frauen im Wechsel daher möglichst verzichten. Schützend auf die Schleimhäute wirkt sich die regelmäßige Einnahme von Nachtkerzen- und Leinsamenöl aus. Wer täglich mindestens zwei Liter Wasser trinkt und auf eine zuckerreduzierte und gesunde Ernährung setzt, kann die Mund- und Zahngesundheit im Wechsel positiv unterstützen.


NK MarkoviC, istockphoto: Goodboy Picture Company

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