Von Mag. Sabine Stehrer
Warum wird so wenig über späten Sex geredet?
In der Werbung wird die Lust der reifen Jahre mittlerweile thematisiert: „Denk Lebensfreude altert nicht. Denk Deine Pension neu“, lautet der Slogan einer Vorsorgekampagne eines Versicherungsunternehmens. Dazu gehören Fernsehspots und Plakate, die ein Paar der Generation 65plus zeigen, das sich küsst, umarmt und sichtlich Spaß dabei hat. Trotz solcher und einiger filmischen Umsetzungen des Themas wird nach wie vor wenig über Sexualität im Alter geredet. „Sex im Alter ist immer noch tabu“, weiß die Wiener Sexualmedizinerin und Psychotherapeutin Dr. Elia Bragagna und klärt über die Gründe auf: Sie meint, dies hänge damit zusammen, dass die heute über 65-Jährigen – obwohl großteils zu Zeiten der sexuellen Revolution im Rahmen der Studentenbewegung 1968 erwachsen geworden – mehrheitlich noch von der Prüderie der 1950er Jahre geprägt sind. Damals spielte Sex im öffentlichen Diskurs keine Rolle. Ansonsten sei, wenn überhaupt, dann nur schamhaft über Sex geredet worden. Oft aus religiösen Gründen habe darüber hinaus, so Bragagna, die stille Übereinkunft gegolten: „Sex ist in Ordnung, wenn er der Fortpflanzung dient, aber ist die reproduktive Phase im Leben vorbei, hat man keinen Sex mehr zu haben.“ Und über das, was man nicht haben darf, wird eben eher geschwiegen.
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