Gesund auf Reisen

Juni 2013 | Medizin & Trends

7 Tipps für Ihre Ferien
 
Einen neuen Hut und jede Menge schöner Erinnerungen – das nimmt man gerne vom Urlaub mit nach Hause. Wehwehchen oder gar Krankheiten sollen weder die Reise noch die Heimkehr trüben. MEDIZIN populär mit sieben Tipps für gesunde Ferien.
 
Von Mag. Alexandra Wimmer

1. Unerwünschte Begleiter auf der Anreise:
So umschiffen Sie Probleme in Flugzeug, Auto & Co.


Venenleiden
und die Reisethrombose – das sind besonders gefürchtete Begleiter auf dem Weg zum Urlaubsort. Die Probleme können nicht nur im Flugzeug, sondern in jedem Transportmittel auftreten. Mit viel Flüssigkeit und ausgleichenden Übungen kann man ihnen allerdings gut vorbeugen. „Bei etwas erhöhtem Thromboserisiko kann das Anlegen von Stützstrümpfen oder strumpfhosen sinnvoll sein. Stützstrümpfe sollten im Bereich der Knie nicht einschnüren und ein loses, oberes Ende haben“, erklärt DDr. Martin Haditsch, Facharzt für Hygiene, Mikrobiologie und Tropenmedizin im oberösterreichischen Leonding. Menschen mit hoher Thromboseneigung sollten nach Rücksprache mit dem Arzt einen Gerinnungshemmer wie niedermolekulares Heparin spritzen.
Gerade erst am Reiseziel angekommen, werden Fernurlauber vom nächsten Problem „begrüßt“ – dem Jetlag. „Die Zeitverschiebung hat nicht nur Auswirkungen auf den Schlaf-Wachrhythmus, sondern etwa auch auf die Verdauungsorgane“, weiß Reisemediziner Martin Haditsch, der auch das Travelmed Center in Leonding leitet. Die wichtigste Empfehlung? „Möglichst schnell den Rhythmus vor Ort annehmen“, rät der Mediziner.

2. Es liegt was in der (klimatisierten) Luft:
So wappnen Sie sich gegen Abkühlung

Die Klimaanlage, vielen ein willkommener Reisebegleiter, hat auch ihre Tücken. Die Raumluft wird dadurch nicht nur kühler, sondern auch trockener. „Wenn die Schleimhäute austrocknen, werden sie empfindlicher“, betont Martin Haditsch. Man ist anfälliger für Beschwerden wie Reizhusten, Heiserkeit oder Bronchitis. „Durch die trockene Luft im Flugzeug ist zudem der Flüssigkeitsverlust verstärkt, sodass man mehr trinken sollte“, erklärt der Reisemediziner. „Als Faustregel gilt ein Viertelliter Flüssigkeit pro Stunde Flug.“
Speziell wer in ein heißes Land fliegt, muss auch in Einkaufszentren, Restaurants, in Taxis oder Bussen vor Ort mit frostigen Bedingungen durch die Klimatisierung rechnen. Mit einem warmen Kleidungsstück im Handgepäck hat man „notfalls etwas Warmes zum Drüberziehen“. Besonders kritisch wird die Lage in einem stark klimatisierten Hotelzimmer: „Wenn man sich im Schlaf abdeckt, kann man sich sehr schnell verkühlen“, warnt der Facharzt.
Der Wunsch nach Abkühlung verleitet viele auch dazu, bei offenem Autodach oder weit geöffneten Fenstern über Land zu brausen. Zugluft, die auf verschwitzte Regionen wie Nacken, Hals, Schultern trifft, kühlt diese ab – Verspannungen und Schmerzen sind die Folgen.

3. Sie erregen Unwohlsein:
So haben Krankheitskeime keine Chance

Akkurat auf Reisen steigt auch das Erkrankungsrisiko – ein häufiger Übertragungsweg von Infektionen ist der „Luftweg“. „Immer dann, wenn viele Menschen auf engem Raum zusammen sind, erreichen sogenannte aerogene Krankheitserreger leichter ihr Ziel“, sagt Martin Haditsch. Regelmäßiges, gründliches Händewaschen zählt zu den wirksamen vorbeugenden Maßnahmen.
Sehr häufig führt man sich die Erreger quasi auch selbst – auf oralem Weg – zu, „wenn etwa menschliche oder tierische Stuhlkeime auf den Menschen übertragen werden“, so der Arzt. Für so manchen Urlaubsgast, der sich wahllos am verlockenden Hotelbuffet bedient, endet die Mahlzeit buchstäblich übel – mit Verdauungsproblemen und Erbrechen.
Die aus der Kolonialzeit bekannte Regel „Boil it, cook it, peel it or forget it“ („Brate es, koche es, schäle es oder vergiss es“) hat nicht an Gültigkeit verloren. „Zu den riskanten Speisen zählen in erster Linie Salate und handverarbeitetes Obst, Speiseeis sowie Wasser, das nicht industriell verpackt ist“, erklärt der Reisemediziner. Die Empfehlungen gelten grob gesprochen für alle Urlaubsländer außerhalb Europas und Nordamerikas.

4. Wenn die Sonne vom Himmel brennt:
So schmieren und trinken Sie richtig

„Der wirksamste Sonnenschutz ist UV-undurchlässige Kleidung sowie eine Kopfbedeckung“, schickt  Martin Haditsch voraus. Beim Auftragen des Sonnenschutzmittels gilt zu bedenken, dass dieses erst nach rund einer halben Stunde „seine Wirkung entfaltet“. Wer zum Beispiel in der Früh verschiedene Präparate schmiert, dem empfiehlt der Experte folgende Reihenfolge: „Wer eine Pflegecreme verwendet, sollte diese als erstes und danach den Sonnenschutz auftragen. Nach dem Frühstück trägt man – wenn notwendig – den Insektenschutz auf.“ Aber Achtung: Der Sonnenschutz verliert durch den Insektenschutz um bis zur Hälfte seiner Wirkung!
Ein Zuviel an Sonne sowie ein Zuwenig an Flüssigkeit setzt aber nicht nur der Haut, sondern dem ganzen Organismus zu und kann dramatische Folgen (z. B. Kreislaufkollaps, Schlaganfall) haben. „In vielen Ländern tragen der Wind und hohe Temperaturen zusätzlich dazu bei, dass man über Schweiß und Atemluft viel Flüssigkeit verliert“, gibt der Arzt zu bedenken. „Um das auszugleichen, müsste man  – selbst ohne starke körperliche Betätigung – pro Tag bis zu fünf Liter Flüssigkeit trinken.“ Ein besonders hohes Erkrankungsrisiko haben ältere Menschen, da mit den Jahren der (schützende) Durstreflex abnimmt.

5. Gefährliche Zecken und Mücken:
So sind Sie gut geschützt

Bereits acht bis sechs Wochen vor der Reise sollte man sich bezüglich der Impfempfehlungen für das Reiseland informieren. „Immer wieder kommt es zu Engpässen, sodass man womöglich auf einen Impfstoff warten muss“, nennt der Mediziner einen Grund für die lange „Vorlaufzeit“. „Oder man ist aufgrund einer akuten Erkrankung nicht gleich impftauglich.“ Die Bedeutung des Impfschutzes, z. B. gegen FSME, unterstreichen aktuelle Entwicklungen: So finden sich in unseren Breiten auch in immer höher gelegenen Regionen Zecken.
In Brasilien wiederum beobachtet man eine zunehmende Ausbreitung des Gelbfiebers – jener Krankheit, die typischerweise von Moskitos im Dschungel verbreitet wird. „Mittlerweile übertragen auch die in den Städten lebenden und brütenden Moskitos Gelbfieberviren“, so der Facharzt. Die Impfung gegen Gelbfieber schützt vor den gefährlichen Folgen eines Moskitostichs.
Keinen Impfschutz gibt es allerdings gegen das gefährliche Denguefieber-Virus, das seit rund drei Jahren auch vor Europas Grenzen nicht mehr Halt macht. Denguefieber, bei dem es zu grippeähnlichen Symptomen kommt, wird typischerweise durch einen Mückenstich in den Tropen und Subtropen verbreitet. „2010 gab es erste Fälle in der Region Nizza und in Kroatien, und seit vergangenem Herbst gibt es Erkrankungsfälle auf der Insel Madeira“, berichtet Martin Haditsch, der vorbeugend u. a. „konsequenten Mückenschutz, Schlafen unter dem Moskitonetz sowie den Aufenthalt in mückensicheren Räumen“ nahelegt.


6. Die Krankheit fährt mit:
So gehen Sie auf Nummer sicher

Weil die (chronische) Krankheit keinen Urlaub macht und mitreist, sollten alle notwendigen Medikamente im Gepäck sein. „Wer auf Nummer sicher gehen möchte, sollte Medikamente von zuhause in ausreichender Menge mitnehmen“, rät Martin Haditsch. Schließlich sind in den meisten Ländern keine unseren Medikamenten entsprechenden Präparate erhältlich. „Auch sind viele Menschen sehr sensibel auf bestimmte Mittel eingestellt.“
Vor der Reise sollte man auch überprüfen, ob die Medikamente stabil hinsichtlich Hitze und Kälte sind. „Jene Präparate, die bei Durchfrieren kaputt werden würden, sind bei Frostgefahr, etwa am Berg, am Körper zu tragen“, betont Haditsch. „Und weil es im Frachtraum eines Flugzeugs Minusgrade hat, gehören Medikamente wie Insulin nicht ins Reise-, sondern ins Handgepäck.“ Auch auf der Frontablage des Autos haben Medikamente nichts verloren. „Durch die Sonne können 80 Grad erzielt werden, und die Medikamente gehen kaputt.“
Bei der Dosierung z. B. von Insulin muss auf Flugreisen auch die Zeitverschiebung berücksichtigt werden. „Bei einer Verschiebung um sechs Zeitzonen Richtung Westen benötigt man um ein Viertel mehr Insulin, weil sich der Tag um sechs Stunden, also um ein Viertel, verlängert“, gibt der Arzt ein Beispiel.

7. Viele Risiken am Urlaubsort:
So bannen Sie die Unfallgefahr

Einigermaßen an Klima, Zeit und Ort adaptiert, möchte man im Urlaub auch etwas erleben – Aktivtourismus steht hoch im Kurs. „Viele Leute, die während des Jahres eher inaktiv sind, entdecken im Urlaub die Lust an körperlicher Betätigung“, beobachtet der Reisemediziner. Die Unfallgefahr werde dabei „sträflich unterschätzt“, und die Urlaubslaune verleitet zu riskanten Unternehmungen. „Die Urlauber fahren dann ohne Nierengurt und Sturzhelm, in T-Shirt und Sandalen auf schweren Motorrädern die Meerespromenaden entlang“, so Haditsch. „Dabei ist in einigen Ländern die Wahrscheinlichkeit, durch einen Verkehrsunfall zu Tode zu kommen, 100 Mal größer als in Österreich.“ Oft sind die Reisenden mit dem Verkehrsverhalten oder den (schlechteren) Straßenverhältnissen im Urlaubsland nicht vertraut. So hat der löbliche Vorsatz, im Urlaub unter die Pedalritter zu gehen, auch seine Tücken – in der Ferienzeit mehren sich die Fahrradunfälle. „In so manchem Land rechnen Autofahrer beispielsweise gar nicht damit, dass ihnen in einer Kurve ein Radfahrer entgegenkommt“, weiß Haditsch.
Nicht zuletzt verleitet „eine nicht ungefährliche Gruppendynamik“ dazu, sich – bis zum Umfallen – zu überfordern. „Wenn man beispielsweise beim Bergsteigen als Gruppe unterwegs ist, will der Einzelne keine Schwäche zeigen“, so Reisemediziner Haditsch. Sein Fazit: „Je abenteuerlicher die Reise, desto sorgfältiger sollten die Vorbereitungen sein.“

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Reisekrank?
Homöopathie hilft

„Durch die Bewegung eines Autos, Flugzeugs oder Schiffs wird unser Gleichgewichtsorgan irritiert, damit gerät auch unser vegetatives Nervensystem aus dem Gleichgewicht“, erklärt Dr. Jutta Czedik-Eysenberg, Allgemeinmedizinerin und Homöopathin in Wien, wie es zu den typischen Symptomen der Reisekrankheit – Schwindel, Übelkeit, Erbrechen, Kreislaufbeschwerden – kommt. Während schulmedizinisch vor allem mit Neuroleptika und Antihistaminika behandelt wird, hat die Homöopathie verschiedene Arzneien parat. Ihr Wirkprinzip? „Sie bringen das irritierte Vegetativum durch einen feinen Reiz dazu, dass es nicht so leicht aus dem Gleichgewicht gerät“, sagt die Ärztin. „Besonders Kinder profitieren davon.“ Eine bewährte Arznei bei Schwindel ist z. B. Cocculus, Kokkelskörner in potenzierter Form. „Petroleum, das homöopathisch aufbereitete Benzin, hilft, wenn Erbrechen im Vordergrund steht. Die Arznei Tabacum ist vor allem bei Kreislaufsymptomen, Schwäche, kaltem Schweiß und Kollapsneigung angezeigt“, führt die Medizinerin weiter aus. „Wem besonders bei Abwärtsbewegung ängstlich zumute und übel wird, wie es bei unruhigem Seegang auf Kreuzfahrten oder beim Bergabfahren im Auto vorkommt, dem hilft die Arznei Borax.“

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Nicht vergessen:
Checkliste für Ihre Reiseapotheke

  • Medikamente gegen Fieber, Schmerzen, Durchfall, Mund- und Rachenentzündungen.
  • Arzneien gegen Erbrechen, Reisekrankheit, Sonnenbrand.
  • Sonnenschutz- und  Insektenschutzmittel, Nasentropfen, Augentropfen, Haut- und Wundsalbe sowie Wunddesinfektionsmittel.
  • Verbandmaterial, Fieberthermometer, Schere und Pinzette.  
  • Je nach Reiseziel ev. Medikamente zur Prophylaxe von Tropenkrankheiten (z. B. Malariamittel).

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